Drachenfest Faerila/ Schweden
13.- 15. Juni 2008
Auf in den Norden !
Schon lange wissen wir die schwedische Art, mit Drachen
umzugehen, zu schaetzen. Es ist ein spielerischer Zugang, weitgehend
frei von Angeberei und Perfektionismuswichtigtuerei. Der Handel mit
Drachen und Baumaterial hat es hier schwer, Plastiksackerln und
Bambusstaberln aus dem Ikea Rollo reichen den Leuten hier vollkommen, um
einen Drachen zu zusammenzubasteln.
Das Drachensteigen hat eine starke soziale Komponente, ist zumeist mit
einem Ausflug ins Gruene und einem Picknick verbunden. Starken Einfluss
auf die Popularitaet des Drachen hatte der Film "Pojken och Draken" von
Bo
Widerberg aus dem Jahre 1961.
Faerila liegt etwa 300 km noerdlich von Stockholm im Landesinneren, hat
so 3000 EinwohnerInnen und so geht es naturgemaess eher gemaechlich zu.
Fuer die Jugend gibt es nur wenig Attraktionen und Aktivitaeten. Beliebt
ist Raggare, mit alten amerikanischen Limousinen in der Gegend
herumzucruisen- der Fahrer bleibt nuechtern (hoffentlich) und die
Passagiere halten sich an den Laettoeldosen fest. Da dieses Hobby ein
kostspieliges ist, bleibt es aber nur wenigen vorbehalten.
So ist ein Drachenfest, auch wenn es ein kleines ist, eine willkommene
Abwechslung. Die Veranstalten hatten beschlossen, sich fuer dieses Jahr
neben den Goeteborgern Stefan, Gunilla, Alice und Ulle einen
internationalen Spezialisten zu leisten- da waren wir also.
Die ersten beiden Tage waren dem Drachenbau gewidmet- zwanzig
Jugendliche zwischen 13- 15 hatten sich dafuer gemeldet. Auweh, dachten
wir, die werden uns die Schlittendrachen um die Ohren hauen, von wegen
uncool und was soll der Schas !
Weit gefehlt !
Interessiert hoeren sie sich unsere Vortraege an, stellen unaufgefordert
(!!) Fragen, machen sich konzentriert an die Arbeit So ein kleiner
Schlittendrachen ist ja wahrhaft nicht gerade spektakulaer, trotzdem
wird begeistert gebaut und dekoriert.
Das huepft das Herz der KulturpessimistInnen. Natuerlich leben die Kids
hier nicht hinter dem Mond, die Auswuechse der MTV Verbloedung halten
sich aber in Grenzen. Hier ein wenig Emo Getue, da ein Hardrocker, der
wahrscheinlich nicht einmal ein Muecke mit gutem Gewissen erschlagen
kann, sogar Krochaansaetze sind zu beobachten (allerdings ohne
Neonkappen und nix mit "Bam Oida").
Beeindruckend auch die Kreativitaet. Einige kamen mit eigenen Ideen zu
uns, die wir gemeinsam umsetzten und die samt und sonders flugtauglich
waren.
Schade, dass uns das Wetter am Festivaltag einen Strich
durch die Rechnung gemacht hat, so wurde nichts aus den geplanten
Luftbildern und die Drachen blieben leider am Boden, trotzdem war dieses
Drachenfest eines der nettesten, dass wir in den letzten Jahren besucht
haben.
Dank sei allen, im besonderen unseren wunderbaren
SchuelerInnen !!
|