8.- 9. Januar 2004- Siem Reap- Battambang
Um das Speedboat nach Battambang zu erreichen
heisst es um 5h früh aufstehen, das Gepäck auf das Rad zu schnallen und sich
in der Dunkelheit auf den Weg zur um diese Jahreszeit etwa 20 Kilometer
entfernten Anlegestelle zu machen. Die ersten 16 km ist die Strasse recht gut
asphaltiert und das Licht reicht aus, um den Weg zu finden. Viel ist von der
Landschaft nicht zu erkennen, es scheint eher sumpfig zu sein. Als die Strasse
in eine holprige, löcherübersäte Piste übergeht ist es glücklicherweise
hell genug, um die tiefen Schlaglöcher zu erkennen. Es geht noch etwa drei
Kilometer durch einen Spalier trister Holzverschläge am Strassenrand bis zum
Bootshafen. Da während der Regenzeit hier alles im Tonle Sap versänke leben
die Menschen in notdürftig gezimmerten, keineswegs malerischen Bambushütten.
Das richtige Dorf besteht aus Hausbooten und verlagert seine Position nach dem
Wasserstand. Zur höchsten Trockenzeit ist der See 2500 km2 gross und fliesst an
seinem Ostende in den Mekong, zur Regenzeit füllt der Mekong den See auf und er
erreicht die vierfache Grösse.
Das Boot ist schnell gefunden und das Fahrrad glücklich verladen, Gabi und
Maria treffen entspannt ein, sie sind mit Mopedtaxis gekommen. Das Speedboot ist
ein schnittiges flaches Gefährt, das schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Wir
sitzen in seinem Bauch gequetscht wie in einem Billigflieger- auf dem Dach ist
es wegen des Fahrtwindes nicht auszuhalten. Mit blubbernden Motoren bahnen wir
uns erst einmal den Weg durch das schwimmende Dorf, etwas Aufregung entsteht,
als ein amerikanischer Passagier bemerkt im falschen Boot zu sitzen, er wolle
eigentlich nach Phnom Phen. Wir setzen ihn am Ende des Dorfes auf einer
schwimmenden Plattform mit seinem Gepäck aus wo ihn hoffentlich das richtige
Boot aufgegabelt hat. Über den See lässt der Kapitän richtig die Sau raus
unter unter mörderischem Motorenlärm haben wir den Tonle Sap in etwa 3 Stunden
überquert. Wir landen in einem anderen schwimmenden Dorf und warten auf das
Boot aus Battambang, weil das Speedboat nicht durch den engen Kanal fahren kann.
Auf dem kleineren Schiff ist es wesentlich gemütlicher und viele Mitreisende
machen es sich auf dem Dach gemütlich. Leider fühle ich mich etwas
unpässlich- leichtes Fieber und Bauchgrimmen- und so bleibe ich unten ,leide
still vor mich hin und bekomme von der phantastischen Fahrt wenig mit. Der Fluss
mäandert in engen Kehren durch die Landschaft
und unser Boot muss vor jeder
Kurve bremsen und manchmal sogar reversieren, es geht also langsam vorwärts.
Die Fischer, denen wir begegnen, schauen uns nicht gerade begeistert zu da sie
um ihre Netze und Behausungen fürchten. Das Speedboat ist äusserst unbeliebt
bei ihnen weil es häufig die ausgelegten Netze zerreisst und ab und an auch ein
Hausboot oder einen Steg versenkt. Nach weiteren 4 Stunden kommen wir ziemlich
geschlaucht in Battambang an und werden noch bevor wir ausgestiegen sind sofort
von den örtlichen Hotelanwerbern überfallen. Da wir wissen, wo wir hinwollen,
kommen sie nicht mit uns ins Geschäft, wenig später haben wir unser Quartier
im Chaya Hotel (DZ US$ 5,-) Das Hotel hat auf dem Dach eine grosse Terrasse mit
Restaurant, wo man gar nicht so übel Speisen kann.
Battambang ist eine freundliche Kleinstadt mit wenig Verkehr, einer
Uferpromenade, einer Markthalle im Zentrum und einigen netten Kolonialbauten.
Am nächsten Morgen sind meine Unpässlichkeiten
verschwunden und nach einem ausgiebigen Frühstück zu Sonnenaufgang auf der
Hotelterrasse entschliesse ich mich zu einer Fahrt über die Dörfer. So radle
ich auf einer schmalen Schotterpiste durch Felder und Dörfer , ausschauhaltend
nach einem auf der Karte eingezeichneten Tempel, der aber nie auftaucht. Die
Enttäuschung darob hält sich angesichts der Menge an besichtigten Tempel in
Angkor in Grenzen. Am Nachmittag schauen wir uns noch in der Stadt und auf dem
Markt um und leisten uns am frühen Abend einen Drink in der Riverside Balcony
Bar mit schönem Ausblick auf den Fluss.
Nach ausgezeichnetem Dinner im White Rose gehen wir auf den Markt um Bustickets
für den nächsten Tag zu besorgen Da ich mir meiner Gesundheit noch nicht so
ganz sicher bin beschliesse ich entgegen vorheriger Pläne nicht mit dem Rad die
zweihundert Kilometer über Pursat nach Kompong Chnnang zu fahren sondern lieber
mit den anderen den Bus zu nehmen. Das Fahrkartenhäuschen am Markt hat leider
bereits geschlossen doch sofort eilt eine junge, gut englisch sprechende Frau zu
Hilfe und übernimmt die Besorgung. Wir setzen uns noch mit ihr an den Stand
ihrer Mutter, trinken ein Bier und schlürfen Kokosnuss lernen von ihr auf khmer
zu zählen.
geradelt ca. 28 km
10. Januar- Battambang- Kompong Chnnang
Nach dem gehen wir auf den Markt wo die Frau von
gestern Abend auf uns wartet und uns in einen bereits bumvollen Kleinbus stopft,
der uns zum "richtigen" Bus bringt, der etwas außerhalb des Zentrums
abfährt (US$ 4,-). Da das Radl da natürlich nicht hineinpasst fährt uns ein
Angestellter des Unternehmens begeistert damit hinterher. Es gelingt mir den
Busfahrer davon abzubringen das Fahrrad im Gepäckraum unter dem Bus zu
verstauen- ersten geht es sich sowieso nicht aus und zweitens ist der Raum nach
unten teilweise offen, da hätte ich wahrscheinlich die hälfte verloren und es
aus dem Straßenstaub ausgraben müssen. So thront das Cannondale stolz und
sicher in der letzten Reihe. Die ersten hundert Kilometer bis Pursat sind nicht
wirklich spektakulär, die Starsse ist in erstklassigem Zustand, der Verkehr
moderat und ich bin etwas traurig, nicht mit dem Rad unterwegs zu sein. Nach
zwei Stunden legen wir eine Pause in einer
Raststätte bei Pursat ein. Da es schnell gehen muss ist das Essen bereits
fertig und wartet in großen Töpfen auf die hungrigen Passagiere. Habe das am
besten aussehende Gericht geordert, was immer es auch sei- köstlich.
Etwa zwanzig Kilometer hinter Pursat, im Bereich von Krakor, war ich dann froh,
im Bus und nicht auf dem Radl zu sitzen. Erst wurde die bis dahin asphaltierte
Strasse zur Staubpiste, was noch machbar gewesen wäre, dann aber zur Baustelle,
die bestenfalls für abenteuerliche Mountainbiker zu befahren war. Der Staub war
so dicht dass die Sicht nur wenige Meter betrug und er selbst im geschlossenen
Bus zur Last fiel und die4 Strasse war ein Durcheinander von grobem Schotter,
Schlaglöchern, wassergefüllten Gräben und Baumaschinen. Selbst zehn Kilometer
auf dieser Strasse zu radeln wäre unerträglich. Nach der Baustelle ist die
Strasse wieder asphaltiert, schmäler als zuvor und die Landschaft wird waldiger
und hügeliger als zuvor.
Nach vier Stunden Fahrt langen wir in Kompong Chhnang ein. Zum Glück bemerken
wir es rechtzeitig, sonst hätte uns der Bus bis nach Phnom Phen mitgenommen. Im
Sokha Guesthouse nehmen wir ein riesiges Zimmer für drei Personen im ersten
Stock für US$ 8,-, die Billigeren Zimmer im Erdgeschoss sind nicht so zu
empfehlen- dunkel, abgewohnt und muffig.
Die Stadt
ist nicht gerade eines der touristischen Highlights in Kambodscha, so sieht sie
wenige Reisende und macht einen etwas verschlafenen Eindruck. Das meiste Leben
ist natürlich am Markt zu finden
, wir konnten auch ein chinesisches Lokal ausmachen wo man im sitzen etwas zu
trinken bekommt. Internet Cafe gibt's keines. Bereits in der späten Dämmerung
ziehen sich die Bewohner ins private zurück und Essen
gibt es nur mehr im Mekong Restaurant. Die haben zwar die Tische und Stühle
bereits weggeräumt und freuen sich auf einen gemütlichen Fernsehabend, stellen
beim Anblick hungriger Butterstinker aber sofort einen Tisch auf. Für die
mangelnde Qualität der Speisen wurden wir durch das Life- Programm
schnurspringender Kinder entschädigt. Wir nehmen uns noch ein paar Flaschen
Bier für den Abend mit die wir im Garten des Guesthouse vernichten.
geradelt ca. 5 km
11.Januar- Kompong Chhnang- Phnom Phen
Endlich wird geradelt !
Kurz vor
Sonnenaufgang nehme ich die ca. 95 km nach Phnom Penh ohne Frühstück in
Angriff. Es
hat in der Nacht geregnet und so ist die Luft staubfrei aber es ist sehr
schwül. Nach einer halben Stunde mache ich in einem chinesischen Restaurant
den Versuch, ein Frühstück zu bestellen, es gelingt mir aber lediglich, Kaffee
serviert zu bekommen, der Wunsch nach Nudelsuppe stieß auf völliges
Unverständnis. Ein paar Bananen von einem Straßenverkäufer helfen über den
ersten Hunger hinweg und nach 54 km in Ou Roussel wird meinem Begehren
entsprochen, ich bekomme einen riesigen Topf Suppe mit allem drum und drin .
Langsam wird es heiß und die Cola Stopps häufen sich. Bei einer solchen Rast
kurz vor Mittag lädt mich die Familie zum Essen, ich zeige Photos aus Wien und
sie mir Bilder von ihrem Urlaub in Mui Ne. Beim nächsten Stopp stelle ich mein
Radl in die Sonne vor dem Lokal und der Besitzen stellt flugs einen Sonnenschirm
auf damit ihm nicht zu heiss werde. Nahe
an Phnom Phen werden die Felder grüner, die Häuser nobler ,
die Pagoden und Moscheen grösser- hier ist anscheinend das Geld zuhause. Die
Sorgen wegen der Einfahrt nach Phnom Phen erwiesen sich als völlig
unbegründet, der Verkehr nimmt ein wenig zu und eh man sich`s versieht ist man
im Zentrum der Hauptstadt- in St. Pölten ist mehr los.
Bevor ich in das von Gabi und Maria bereits gebuchte Hotel fahre mache ich erst
einmal Rast in einem noblen Cafe- Restaurant auf der Promenade mit
englischer Speisekarte, bequemen Korbsesseln und Kellner in Livree
und genehmige mir zwei kühle leckere Anker (nicht Angkor) Biere
mit Erdnüssen.
Das
Dara Reang Saya Hotel an der Ecke 13.- 118. Strasse wird von Andy Brouwer auf
seiner Homepage
besonders wegen des hilfsbereiten Personals wärmstens empfohlen. Dem können
wir uns nur anschliessen. Die Zimmer sind von unterschiedlicher Qualität, die
im letzten Stock sind wegen der Hitze zu meiden und manche haben nur Fenster zum
Gang- dafür ist es dort ruhig und auf der schönen Hotelterrasse ist es sowieso
netter.
geradelt ca.100 km
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