# 58 Donnerstag, 10. November 2004
Verkostung "Die Muse Wein"- Welche Weine tranken Goethe, Schiller, Beethoven....
Was die Granden europaeischen Geistes so zu sich genommen haben ist wohl heute selbst bei bester Lagerung nicht mehr trinkbar, so muessen wir uns damit begnuegen, anhand seinerzeit populaerer Sorten den Weinvorlieben des 18. und 19. Jahrhunderts nachzuspueren.
Allseits beliebt in allen
Lebenslagen war Champagner, so man/ frau ihn sich leisten konnte.
Burgundersekt; Steiniger; Langenlois: schoene Farbe,
Burgundernase, kraeftig, Honiganklaenge, etwas suesslich- ungewohnt
Eine alte Sorte ist der
Muskateller, welchen Schiller zwar gerne getrunken, aber ungern bezahlt
hat, was durch zahlreiche Mahnschreiben seines Weinhaendlers belegt ist.
Gelber Muskateller 2003- 12,5 %; Pollerhof Roeschitz:
ausgezeichneter kraeftiger Wein mit ausgepraegter Muskatnote, wegen der
aussergewoehlichen Witterung 2003 mit mehr Suesse und weniger Saeure als
ueblich
Creation Muscat 2003- 12,5 %; Ludwig Hofbauer; Unterretzbach:
herber als der vorige, weniger blumig
Die Rieslinge von Rhein und
Mosel zaehlten schon vor 250 Jahren zu den besten deutschen Weinen
Riesling 2002- 12 %; Kees- Kiren; Graach/ Mosel: wunderbar klar und
harmonisch, leicht und trotzdem voll- ein Traum von einem Wein
Da sich Beethoven und
Schubert bevorzugt im Raum suedlich Wiens aufhielten endeten ihre
Landpartien des oeftern in Gumpldskirchen, wo solcher Wein ausgeschenkt
wurde und wird:
Rotgipfler Privat 2002- 13 %; Schaflerhof; Traiskirchen: fuellig
und cremig, schwer, trotzdem fruchtig- gut geeignet zur asiatischen
Kueche
Peter Rosegger, Foerderer der
Abstinenzler- und sonstiger Bewegungen war selbst ein ordentlicher
Saeufer und brauchte zum Schriftstellern immer Rotwein aus Suedtirol. Wir
koennen uns angesichts seines umfangreichen Werkes vorstellen, wie viel
er verputzt haben muss.
Kalterersee Classico Superior 2002- 12,5 %; Kellerei Manicor:
Haette Rosegger den getrunken, waeren seine Romane wahrscheinlich wegen
seines permanenten aergers ueber den Wein wesentlich interessanter
geworden.
Blauburgunder Select Masson 2000- 12,5 %; Rothensteiner, Bozen: gar
nicht so uebel fuer einen Suedtiroler
Um grosses zu komponieren
bedarf es grosser Weine. Franz Schubert war des oefteren im Sueden Wiens
unterwegs, nicht nur zum Besuch von Brunnen, Toren und Muehlraedern. Die
Historie besagt, dass er unter Einwirkung von
Pinot Noir von Aumann in Tribuswinkel vom
Schaffensdrang buchstaeblich ans Klavier geschleudert wurde. Ob der
Dichte seines Werkes verwundert uns sein frueher Tod nicht.