Erwartungsfroh trete ich
morgens mit der Fahrradkiste aus der Haustüre, das bestellte Taxi zum
Flughafen wartet schon. Der Fahrer ist natürlich ein wenig befremdet beim
Anblick des seltsamen Gepäckstückes. Selbige vergrößert sich bei bei
Bekanntgabe des Inhaltes und des Reisezieles, es kommen die üblichen
Vorbehalte wie: zu anstrengend, zu heiß, zu gefährlich etc. Er selber
wolle auch demnächst nach Thailand fahren, habe sich bereits für Phuket
entschieden gehabt und müsse nun wegen des Tsunami umdisponieren. Er habe
Ko Samui im Auge. Ich wünsche ihm viel Glück bei der Suche nach einem
Quartier.
Das Reisebüro hat mir einen Flug mit Qatar Airlines vermittelt, die
angeblich recht großzügig mit der Beinfreiheit seien; außerdem gibt es ab
1. Januar besonders günstige Flüge. Leider geht der Flug von Wien zuerst
nach München, um weitere Fluggäste aufzunehmen und dann nach Doha, wo in
eine andere Maschine gewechselt werden muß. Beim einchecken des Fahrrades
gibt es keine Probleme, bis München ist der Flieger nur mit einigen
wenigen QatarerInnen und InderInnen besetzt, zum Frühstück gibt es ein
eher weiches Weckerl und Orangensaft. Ab München ist der Flieger leider
bummvoll, zum Glück habe ich einen friedlichen Sitznachbarn und das Essen
ist nicht einmal übel- Lammcurry mit Kardamom und Reis. Der Rotwein ist
mehr oder weniger abscheulich, dafür ist der Weisse, ein Chardonnay aus
Argentinien, umso erfreulicher.
In Doha bleibt eine Stunde Zeit zum Umsteigen. Bevor wir in die
Abflughalle dürfen müssen wir durch die Sicherheitskontrolle, wo sich eine
kurze Warteschlange bildet. Hier begegnen wir der häufig vorkommenden
Spezies des Rüpelreisenden in Form zweier Deutscher, die sich fluchend und
stossend vordrängen, als ob ihr Flieger sofort abhöbe- allein, eine Stunde
später sitzen sie mit mir in derselben Maschine nach Bangkok. Wenn es um
den Bewerb um das grausigste Flughafenraucherkammerl gäbe, käme das
Doha`sche nach Bangkok auf den zweiten Platz. Draussen ist es bereits
finster, während der fünf Stunden nach Bangkok wird es nicht viel zu sehen
geben. Das Bordfernsehen ist mehr als öd, aber ich habe ja meinen iPod
unter anderem mit Josef Hader Programmen bespielt- das eignet sich
ausgezeichnet für Langstreckenflüge. Mein neuer Sitznachbar hat den
Chardonnay entdeckt und wird immer betrunkener, verschwindet dann für
einige Zeit, um mit einem Landsmann zu bechern und kommt kurz vor der
Landung sturzbetrunken zurück. Da sein Aussprache des Englischen vollends
unverständlich geworden ist, kommt keine Konversation auf, worüber er in
Rage gerät- nun verstehe ich zumindest jedes zweite Wort- nämlich fuck! Zu
Handgreiflichkeiten war der Typ glücklicherweise nicht mehr in der Lage.
Die Immigration ging erstaunlich schnell vonstatten, dauerte lediglich
zehn Minuten. Zu viel für den Zechkumpan meines "Freundes", der sogleich
zu schreien beginnt, was das für ein Sauhaufen sei. es solle sofort ein
weiterer Schalter geöffnet werden- fuck Thai people etc.
In der Hoffnung, einen Flug nach Trat zu erwischen und so schon am selben
Tag auf der Insel anzukommen mache ich mich auf den endlosen Weg zum
Inlandsterminal. Nix mit Flug- ausgebucht. Also mit dem Flughafenbus zum
Ekamai Busbahnhof, vorher noch ein Smoke, Cola und Wasser im "Smoking Pub"
während ich auf den Bus warte. Es ist Sonntag, so dauert die Fahrt zum
Ekamai lächerliche 25 Minuten, sonst kann sie bis zu zwei Stunden
dauern.
Der klimatisierte Überlandbus nach Trat benötigt fünf Stunden, auf einer
Tankstelle gibt es ausgezeichneten Espresso, die Fahrt ist bis Chantaburi
sehr eintönig, dann wird die Gegend abwechslungsreicher.
Angekommen schleppe ich die Radkiste zum NP Guesthouse, das mir von
vorherigen Reisen schon bekannt ist. Es ist wohl nicht besonders luxuriös,
aber die Besitzerin ist ausgesprochen nett und spricht sehr gutes
Englisch. Das Rad ist unter ihren ungläubigen Blicken in einer halben
Stunde zusammengebaut und ich fahre in Richtung Markt. Dort ist ein
verspäteter Weihnachtsmann dabei, Geschenke an Kinder zu verteilen, die
Essensstandeln fangen an, Tische und Sesseln aufzubauen. Zum Essen ist
noch ein wenig zu früh, es bleibt noch Zeit für `s Internet Cafe vom Two
Guys Guesthouse, um Gabi, die bereits länger auf Ko Mak weilt,
mitzuteilen, daß ich erst morgen Abend am Pier sein werde.
Beim geschäftstüchtigen Wirt am night market, dem mit der englischen
Speisekarte, entscheide ich mich für Broccoli mit gebratenem
Schweinefleisch und ein grosses Chang Bier. Das Essen ist leider eher
chinesisch, kein Koriander, keine Chillis. Dann noch in die Cool Corner
gleich neben dem NP Guesthouse auf ein Bier zu plätschender Chill Out
Musik.
geradelt: 9 km |